Tag 24 - Regenzeit und Murenabgänge in Peru

 

 

 

 

Tag 24: Mi, 22.01.2020

 


Heute Nacht habe ich nicht gut geschlafen. Es hat wieder in Strömen geregnet und gewittert. Allein schon das Wissen heute wieder über diese Todesstrecke aus dem Tal fahren zu müssen raubt mir den Schlaf. Mein einziger Trost - wir fahren bei Tageslicht.
Unser Frühstück haben wir auf 7 Uhr bestellt, dass wir pünktlich um 8 Uhr losfahren können.
Der Tag geht schon gut los, wir haben keinen Strom. Anscheinend hat das Gewitter zugeschlagen. Oh oh, ein Blick aus dem Fenster genügt, das sieht gar nicht gut aus!

Unsere Gastgeberin erklärt uns auch schon, dass die Straße nach Santa Teresa verschüttet ist und wir noch warten müssen. Dann sehen wir von unserem Fenster aus, wie auf der anderen Seite des Urubamba Flusses an der Hangstraße große Bagger ankommen und versuchen die Straße wieder frei zu bekommen. Aber... kurz vor unserem Haus liegt auch noch viel Erdreich auf der Straße. Erst wenn das auch weg ist, können wir fahren. Erstaunlicher Weise geht es doch recht zügig und um 9:30 Uhr bekommen wir die Meldung: Straße frei. Gott sei Dank! Los geht's! Wir haben jetzt zwar Tageslicht, doch die Straße, besser gesagt der Fahrweg ist matschig, rutschig und noch von Steinen übersäht. Noch ein Problem, die Löcher auf dem Weg sind mit Wasser gefüllt und wir können nicht sehen wie tief sie sind. Manche sind nämlich so tief, dass das ganze Rad reinpasst. Ein Achsbruch wäre das Letzte was wir jetzt brauchen. Also vorsichtig durchtasten! Das kurze Stück bis Santa Teresa haben wir geschafft. In einer Tankstelle checken wir noch kurz den Reifendruck, dann geht's an's Eingemachte. Die jetzt noch gefährlichere Strecke nach Santa Maria. Wir möchten das Städtchen gerade verlassen, doch da stehen etliche Männer neben ihren Autos. Ich frag mal kurz was los ist. Ein Erdrutsch macht die Strecke unpassierbar. Wir sitzen fest! Das ist der einzige Weg, der aus dem Tal führt. Wir kehren in der nächsten Gaststätte ein und warten wieder.
Bereits um 9:45 Uhr erklärt uns jemand, dass die Straße wieder sauber ist. Jetzt aber endlich los! Zeit wird's!
Zu früh gefreut. Nach einem Kilometer stehen die Autos. Was ist jetzt schon wieder? Wir machen den Motor aus und gehen mal nachschauen.


Oh nein! Der Hang ist abgerutscht und der Weg unterspült. Von oben kommen laufend Erdrutsche und riesige Felsbrocken nach. Drei Polizisten sind da und sperren die Zufahrt ab. Ein großes Räumfahrzeug steht auch bereit, kann aber nicht eingesetzt werden, da es zu gefährlich ist. Ein Mann mit weißem Helm schaut kritisch zum Hang hinüber, ich glaube er ist für den "Straßenbau" verantwortlich. Und schon wieder geht eine Mure ab. Wieviel ist von der Straße überhaupt noch da?
Plötzlich kommt mir eine Idee! Dietmar hat doch seine Drohne dabei. Wir fragen mal nach, ob wir mit der Drohne das Gebiet abfliegen sollen, um etwas genaueres zu sehen. Der Polizist, den ich frage versteht den Sinn nicht, er meint wohl wir wollen hier zur Gaudi fliegen. Doch als es der Herr mit weißem Helm mitbekommt ist er sofort begeistert und bittet Dietmar zu starten. Dietmar fliegt den ganzen Hang ab und soll immer wieder "pictures" machen. Während dessen rieselt der Hang weiter ab. Wir übertragen die Bilder auf das Handy des Verantwortlichen und er bedankt sich herzlich.
Jetzt fängt es auch noch leicht zu regnen an, kein gutes Zeichen! Wenn es blöd läuft, kann es sich hier noch um Tage handeln. Wir beschließen in den Ort zurückzufahren und dort abzuwarten.
Heute Abend wollten wir eigentlich in Cusco sein, denn morgen früh sollten wir zur Tour auf den Palccoyo Mountain abgeholt werden. Darauf freue ich mich schon lange. Aber das wird wohl nichts werden. Wir gehen erst mal Mittagessen und warten ab. Am Hang tut sich noch nichts, alle Leute warten immer noch hier. Schweren Herzens ruf ich in Cusco an und sage unsere Tour für morgen ab.
15:00 Uhr. Wir werden hier wohl ein Zimmer für die Nacht nehmen müssen. Aber vorher frag ich nochmal nach wie's jetzt ausschaut. Wir stehen sowieso vor dem Polizeirevier. Ein freundlicher Polizist am Eingang gibt mir zu verstehen, dass er es auch nicht weiss, ruft dann aber bei den Kollegen vor Ort an. Ich kann es kaum glauben, wir sollen sofort losfahren. Ich frage nochmals: ist die Strecke wirklich frei. Er sagt, dass wir durchkommen, aber wir müssten sofort fahren.

Und los geht's! Wir fahren zum Berg. Dort steht immer noch der Mann mit dem Stoppschild, aber er deutet, dass wir warten sollen. Kurz darauf dreht er das Schild und wir dürfen los. Die verantwortlichen Leute stehen immer noch rum und diskutieren, während zwei Bauarbeiter den Hang auf weitere Abgänge beobachten. Wir tasten uns vorsichtig über den steinigen, rutschigen, löchrigen Lehmboden, da deutet uns einer der Bauarbeiter der den Hang beobachtet, dass wir schnell weiterfahren sollen. Kommt da etwa schon wieder was von oben? Keine Ahnung! Augen zu oder besser Augen auf und durch! Juhu geschafft! Jetzt haben wir zwar noch den anderen gefährlichen Teil der Strecke vor uns, aber das ist mir auf einmal egal. Hauptsache weg hier! Ein paar hundert Meter weiter sitzt schon wieder ein Bauarbeiter und beobachtet den Hang, aber er winkt uns durch. Irgendwann kommen Häuser in Sicht und wir haben es endgültig geschafft und sind raus aus dem Tal.
Es gibt noch einen letzten Felsabgang, aber diesmal ist es der Stein, der mir vom Herzen rutscht!
Jetzt gibt es kein Halten mehr. Wir fahren zügig los. Ich ruf gleich nochmal in Cusco an um "meine Stornierung zu stornieren". Klappt!
Wir überqueren nochmal den Abra Malaga Pass über fast 5000 m, lassen Ollantaytambo diesmal leider wieder unbeachtet hinter uns und setzen unsere Fahrt zielstrebig fort. Kurz nach Ollantaytambo biegen wir rechts ab auf die Straße 110. Eine gut ausgebaute, schöne Straße die zwischen hohen Felswänden durch führt. Jetzt geht das schon wieder los. Es liegt massig Zeug auf der Straße, teils richtige Felsblöcke. Aber zum Glück sind sie bereits so weit zur Seite geschoben, dass wir passieren können.
Gegen 20 Uhr erreichen wir endlich Cusco. Wir holen noch schnell unsere Kleidung in der Wäscherei ab, dann ist der Tag gelaufen. Für heute reicht's uns!